Jagdhornbläser Dorsten-Altstadt

Dorstens Geschichte – ein historischer Rückblick

Ob Durstinon oder Durstina – die Besiedlung der Region an der Lippe ist seit rund 700 Jahren v. Chr. belegt. Bauern hatten die geschützte Lage genutzt und ihre Wohnhäuser so errichtet, dass sie von mindestens einer Seite schwer zugänglich und damit auch kaum einnehmbar waren. Aus diesen ersten Streusiedlungen und Einzelgehöften entwickelten sich mit der Zeit Bauernschaften, Dörfer und letztlich die Hauptsiedlung Dorsten.

In den Jahren 11 bis 7 v. Chr. bestand im heutigen Holsterhausen ein Römerlager. Reste dieses Lagers wurden bei mehreren Kleingrabungen entdeckt und gesichert. Funde aus den Grabungsstätten liegen u.a. im LWL-Museum Münster, dem LWL-Römermuseum Haltern und dem LWL-Museum für Archäologie in Herne. Im 8. Jahrhundert begann die Christianisierung der Region. Die Namen der Stadtteile sind als Hof- und Flurnamen in den Kirchenakten der Bistümer von Essen, Köln und Münster nach und nach belegt.

Die Bevölkerung in Dorsten wuchs im 13. Jahrhundert stark an, der Marktflecken entwickelte sich aufgrund seiner Lage an Straße, Brücke und Wasserweg zu einer kleinen aber wichtigen Handelsdrehscheibe.

1251 verlieh der damalige Landesherr, der Kölner Erzbischof Konrad von Hochstaden, der Gemeinde Dorsten die Stadtrechte. Umliegend lebende Tagelöhner und Leibeigene zogen in die Stadt, Gilden und Zünfte stellten Bürgermeister und verwalteten das nun aufstrebende Dorsten.

Die günstige Lage an der Lippe, nahe zu den großen Handelsstraßen und nicht allzu weit von der niederländischen Grenze entfernt, förderte den Wohlstand. Aus vielen Teilen Deutschlands, den Niederlanden und dem heutigen Belgien zogen Fernkaufleute nach Dorsten, die den günstigen Wasserzoll nutzten, um auf der Lippe ihre Waren zu verschiffen. Im Hansebund war Dorsten als „Kleine Hansestadt“ vertreten, Dorstener Handelsleute hatten direkten Zutritt zu Hansekontoren und Niederlassungen aller Hansestädte. Die Einnahmen der Stadt stiegen und damit auch der Wohlstand der Bürger.

Auch nach dem Niedergang des Holzschiffbaus um 1880, blieb der Typ der Aak richtungsweisend für eiserne Flachbodenschiffe. Die Dorstener Aak und der kleine Bruder, der Dorstener Flieger, eine Art Floß, wurden über die Lippe getreidelt, d. h. an langen Tauen vom Ufer aus von Menschen oder Pferden den Fluss entlang gezogen.

Neben dem Handel blühten in Dorsten auch die Holzwirtschaft und der Schiffbau. Die „Stellungen“ der Schiffbauer waren im Lippetal. Hier wurde aus dem Holz der umliegenden Wälder ein eigener Schiffstyp gebaut: Die Dorstener Aak. Gebaut in Dorsten und getakelt in Wesel, befuhren die Flachbodenschiffe vorwiegend Rhein und Maas.

Mit der Eroberung Dorstens durch die Hessen wurden die Festungsmauern ausgebaut. Der Dreißigjährige Krieg ließ Handel und Verkehr erlahmen, 1641 fiel Dorsten nach zweimonatiger Belagerung zurück an das Kurfürstentum Köln. Nach dem Westfälischen Frieden konnte Dorsten den einstigen Wohlstand nicht wiedererlangen.

Die große Zeit der Hanse war vorbei, zahlreiche Einquartierungen und Besatzungen erschwerten der Stadt bis ins 18. Jahrhundert hinein, sich finanziell und wirtschaftlich zu erholen. Trotz allem unterstützte Dorsten die Gründung einer Lateinschule, die 380 Jahre später als renommiertes Gymnasium Petrinum weit über 1000 Schüler zählt.

Mit Beginn des 19. Jahrhunderts waren die urbanen Strukturen der Stadt weitgehend zerstört, sie wandelte sich zur Landgemeinde und fiel zusammen mit der Herrlichkeit Lembeck an den Kreis Recklinghausen.

Neue Geschichte

 

Die industrielle Revolution brachte den für Dorsten notwendigen Aufschwung. Arbeitsplätze und Zuwanderer kamen mit der Maschinenspinnerei, einer Weberei und später Eisengießerei. Erste städtische Gaswerke versorgten die Bürger mit Energie. Mit der Abteufung der Schächte Baldur I und II erreichte der Bergbau die Stadt, in der seither Kohle abgebaut wird. Dorstens neuere Geschichte ähnelt der des Ruhrgebiets. Nach dem ersten Weltkrieg druckte die Stadt eigenes Inflations-Geld. 1925 zogen die belgischen Truppen aus der besetzten Stadt ab.

Mit dem Bau des Wesel-Datteln-Kanals erholte sich Dorstens Wirtschaft. Zwar wurde Baldur stillgelegt, doch baute die Hoesch AG in ihrem Werk Fürst Leopold Kohle ab. Zusammen mit Hervest und Holsterhausen zählte Dorsten im Jahre 1943 bereits 28.000 Einwohner.

Der zweite Weltkrieg zerstörte die Altstadt durch Luftangriffe zu 80% und riss damit tiefe Wunden in die klassische Architektur des Stadtkerns. Noch wenige Tage vor Kriegsende, am 22. März 1945, richtete ein letztes Bombardement schwerste Schäden in der Altstadt an. Erst nach 1946 stieg die Einwohnerzahl wieder.

In den 1950er Jahren vergrößerte sich Dorsten und entwickelte sich zu der großen Flächengemeinde, die im Verbund ihrer elf Stadtteile seit der kommunalen Neugliederung 1975 das heutige Dorsten bildet.

Die Landwirtschaft stellt, besonders in den ländlichen Stadtteilen, einen wichtigen Wirtschaftsfaktor dar. Als Naherholungsgebiet mit hohem Naturanteil ist Dorsten für den Ballungsraum Ruhrgebiet attraktiv. Heute hat die Stadt ca. 80000 Einwohner.